Was ist Aufgabenteilung? Oder: Was sind eigentlich Angelegenheiten? Und wem gehören sie?

Jeder, der sich mit The Work von Byron Katie beschäftigt, stößt früher oder später auf ihre Definition der Angelegenheiten. Katie sagt, es gibt davon drei Stück. Meine, deine und die Angelegenheiten Gottes. Dazu später noch mehr.

Aber was genau sind Angelegenheiten denn überhaupt? Nach der Definition des Duden ist eine Angelegenheit eine Sache, ein Problem oder ein „Sachverhalt, dessen Lösung oder Erledigung für jemanden von [großer] Bedeutung ist“*. Das klingt ja fast so, als wäre alles, was ich als mein Problem erachte und für mich von Bedeutung ist auch meine Angelegenheit.

Hm. Katie sieht das glaube ich allumfassender. Sie teilt ganz generell ALLES in Angelegenheiten ein. Dabei muss es gar nicht zwangsläufig um eine [große] Bedeutung gehen. Und sie unterscheidet aber auch, dass nicht alles, was ich zu meinem Problem mache, auch meine Angelegenheit ist.

Schauen wir uns das mal genauer an und nehmen dazu die Adlersche Psychologie zu Hilfe. Alfred Adler (1870 bis 1937) hat nämlich einen sehr änlichen Ansatz in seiner Individualpsychologie verfolgt. Er hat jedoch nicht von Angelegenheiten, sondern von Aufgaben gesprochen. Genau wie Katie sprach er davon, dass die Aufgabenteilung essentiell für unser Lebensglück ist. Vielleicht ist es auch Katie, die das genau wie er sagt, da er ja lange vor ihr gelebt hat. Tut hier nichts zur Sache.

Seiner Meinung nach, handeln wir nicht unserer Lebensaufgabe entsprechend, wenn wir anderen die Verantwortung für ihre eigenen Aufgaben absprechen. Es ist daher absolut notwendig eine ganz klare und eindeutige Aufgabenteilung und Aufgabentrennung zu vollziehen und nach dieser zu leben. Nur dann gelingt ein harmonisches Miteinander und zwischenmenschliche Beziehungen können gelingen.

Meine Aufgabe ist nach seiner Definition alles (und NUR das), was ich unmittelbar verantworte, was ich unmittelbar beeinflussen kann. Und wo ICH die Konsequenz zu tragen habe. Was mich wieder zu Katie bringt: Meine, Deine und Gottes Angelegenheiten. Auch hier trifft diese Definition zu. Alles was ich unmittelbar beeinfluss kann, alles was ich verantworte ist meine Angelegenheit.

Deine (oder seine oder ihre) Angelegenheit, auch die „Angelegenheit der Anderen“ genannt kann ich nicht beeinflussen. Allerdings glauben wir hier recht häufig, dass wir es könnten. Wenn wir uns doch nur noch etwas mehr anstrengen, noch etwas bessere Überzeugungsarbeit leisten oder noch etwas besser argumentieren würden. Oder bei Kindern: noch strenger sind…

Einfacher wird es dann wieder bei Gottes Angelegenheit, die du natürlich auch „Angelegenheit des Universums“ nennen kannst, oder was auch immer dir mehr zu sagt. Hier ist uns normalerweise klar, dass wir das nicht beeinflussen können. Zum Beispiel beim Wetter oder auch bei einer weltweiten Pandemie wie der aktuellen.

Genug der Theorie, jetzt folgt die Praxis:

Ein einfaches Beispiel: Was ich mir gleich zu Mittagessen mache, ist meine Angelegenheit.

Da sind wir uns ja wahrscheinlich noch alle einig, oder? Ich kann selbst entscheiden, was ich kochen möchte, kann es mir selbst zubereiten und ich bin auch alleine dafür verantwortlich, wie es hinterher schmeckt.

Spannend wird es dann, wenn wir von Angelegenheiten sprechen, von denen ich mich unmittelbar beeinflusst fühle.

Beipspiel: Ich habe meinen Mann gebeten Spargel zu kaufen, weil ich mir den jetzt zum Mittagessen machen wollte. In wessen Angelegenheit bin ich jetzt, wenn ich mich darüber aufrege, das er es vergessen hat? Richtig: in seiner! Denn ER hat es zu verantworten.

Meine Angelegenheit: die Bitte, die ich an ihn äußere. Es ist meine Aufgabe: ich will dieses Spargelgericht kochen, also muss ich dafür alle Zutaten besorgen.

Seine Angelegenheit: Ob er die von mir an ihn gestellte Bitte erfüllt. Seine Konsequenz ist ja lediglich meine Reaktion darauf, ob er mir die Bitte erfüllt oder ausschlägt. Und es liegt in seiner Verantwortung ob er den Spargel vom Einkauf mit bringt – oder nicht.

Wieder meine Angelegenheit: Ob ich mich jetzt darüber ärgere, dass es keinen Spargel im Haus gibt oder ob ich losfahre und mir selber welchen kaufe oder ob ich etwas anderes koche. Verstanden?

Noch spannender wird es dann, wenn wir von Aufgaben unserer Kinder sprechen.

Beipspiel: Ich will, dass mein Kind sein Zimmer aufräumt (ganz egal wie alt das Kind in diesem Beispiel ist). In wessen Angelegenheit bin ich jetzt, wenn ich mich darüber aufrege, das mein Kind das nicht tut? Richtig: Auch hier in seiner!

Es sind die Spielsachen meines Kindes, es ist sein Zimmer und seine Verantwortung. Wenn es nicht aufgeräumt ist, ist es seine Konsequenz, dass es eventuell verschiedene Dinge nicht mehr findet oder keinen Platz zum spielen auf dem Boden hat. Also: Seine Angelegenheit.

Meine Angelegenheit: Wie ich damit umgehe. Ich kann mich fragen: Warum ist mir das aufgeräumte Zimmer so wichtig? Habe ich ein unerfülltes Bedürfnis nach Ordnung? Dann bin ich selbst dafür verantworlich mir dieses zu erfüllen. Ich kann entscheiden, dass Zimmer nicht mehr zu betreten und darauf achten, das die Tür zu ist, damit ich nicht sehen muss, wie es dort aussieht. Und ich kann mein Kind fragen, ob wir es gemeinsam aufräumen wollen. Achtung!! Nicht einfach für mein Kind sein Zimmer aufräumen!!

Das wäre eine definitive Einmischung in seine Aufgaben und seinen Verantwortungsbereich ohne vorherige Erlaubnis! Sehr wahrscheinlich würde das Kind das (vor allem mit zunemendem Alter) als Übergriff in die eigene Privatsphäre verstehen und der Streit ist vorprogrammiert. Anders verhält es sich, wenn die Sachen des Kindes zum Beispiel im Wohnzimmer rumliegen. Da kann ich sie natürlich einfach selbst aufräumen. Da wäre es dann wieder meine Angelegenheit für Ordnung zu sorgen, wenn ich welche haben will. Immer noch einleuchtend?

Okay: noch ein wenig spannender wird es dann, wenn wir von Aufgaben unserer Kinder sprechen, für die wir uns als Eltern verantworlich fühlen.

Beispiel: Ich will, dass mein Kind seine Hausaufgaben macht oder seine Zähne putzt oder mehr Gemüse isst (ganz egal wie alt das Kind in diesem Beispiel ist). In wessen Angelegenheit bin ich jetzt, wenn ich mich darüber aufrege, das mein Kind das nicht tut? Richtig: Auch hier in seiner!

Denn das Kind muss letzendlich mit den Konsequenzen seiner Handlung leben. Nicht ich! Das Kind bekommt eventuell (!) Ärger in der Schule oder schlechte Zähne oder wird irgendwann übergewichtig. Oder auch nicht. So genau kann ich as ja alles gar nicht wissen, wenn ich ehrlich bin.

Was kann ich also als Mutter oder Vater tun, wenn doch die Angelegenheit meines Kindes nicht meine ist, ich mich aber verantwortlich fühle? Darum wird es in meinem nächsten Blog-Beitrag gehen. Am besten trägst du dich gleich für meinen Newsletter ein (falls nicht eh schon geschehen), um den nicht zu verpassen.

Zurück zu den Angelegenheiten und Aufgaben: Mische ich mich in die Aufgaben der Anderen ein, führt das fast immer zu Stress. Zu Stress in der Beziehung zum Anderen oder zu Stress den ich mit mir selbst habe.

Probiere doch die nächsten Tage mal aus zu beobachten, wann du nicht in deiner Angelegenheit, nicht in deiner Aufgabe, bist. Und schreib mir sehr gerne, wenn du Fragen hast.

Herzensgrüße ♥
Deine Nicole
PS: Wenn du jetzt Lust hast, dich mit anderen Familien dazu auszutauschen, komme in meine Gruppe: https://www.facebook.com/groups/HochsensibleFamilien/

PPS: Falls du Lust hast noch ein wenig zu üben, dann löse doch die nachfolgenden Angelegenheiten auf (Vorwarnung, ich schöpfe tief aus der Klischeekiste) und schreibe mir deine Antwort in einem Kommentar oder einer Mail an mich. Ich wünsche dir viel Spaß dabei!

  1. Mein Partner sollte mehr Sport treiben.

  2. Mein Kind sollte weniger Süßigkeiten essen.

  3. Meine Schwiegermama sollte mich mehr unterstützen.

  4. Meine Partnerin sollte mehr Lust auf Sex haben.

  5. Meine beste Freundin sollte sich häufiger melden.

  6. Mein Chef sollte mehr Verständnis für mich haben.

  7. Ich sollte schlanker sein.

  8. Ich sollte weniger essen.

  9. Mein Kind sollte schlauer sein.

  10. Der Coronavirus sollte endlich verschwinden.

Bild von feelgoodjunkie auf Pixabay.

*1: https://www.duden.de/rechtschreibung/Angelegenheit

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